IDIOME ins Netz

Die Literaturzeitschrift IDIOME. Hefte für Neue Prosa habe ich 2007 gemeinsam mit Lisa Spalt ins Leben gerufen. Inzwischen erscheint sie im Klever Verlag, seit der 3. Ausgabe gebe ich sie gemeinsam mit dem Verleger Ralph Klever heraus. Die IDIOME erscheinen nur einmal im Jahr – und das ist auch gut so, erlaubt uns dieses gemächliche Publizieren doch, wirklich nur Texte zu bringen, die wir für relevant und diskussionswürdig halten, die Hefte nicht „füllen“ zu müssen. Ein jährliches Erscheinen ist übrigens auch die äußerste Grenze, um noch als Periodikum durchgehen zu können. Wie auch immer – der Nachteil besteht natürlich darin, so nicht auf aktuelle Diskussionen reagieren, intervenieren, nicht auf wichtige Publikationen und Veranstaltungen hinweisen zu können. Dem soll dieser Blog nun abhelfen und da und dort das Wort ergreifen, wo es um die immer mehr marginalisierte avancierte Prosa jenseits von Roman und short story geht. Wir werden unsere Zeit aber sicher nicht damit verschwenden, den laufenden Schwachsinn des Literaturbetriebs von Bachmann-Wettlesen bis Buchmessenpreis zu kommentieren und höchstens ab und an auf Fehlentwicklungen und exemplarisch Schlechtes eingehen.

In einer Zeit, in der es nahezu unmöglich geworden ist, sich in den sogenannten großen Feuilletons über zeitgenössische Sprachkunst zu informieren, übernehmen mehr und mehr Projekte im Netz diese Aufgabe. Hier sei stellvertretend nur auf Christiane Zintzens Blog in|ad|ae|qu|at verwiesen. Da auch der Buchhandel dabei ist, sich abzuschaffen und selbst die allermeisten unabhängigen Buchhändler auf Massenware setzen anstatt sich durch Spezialisierung unentbehrlich zu machen, wird die Bedeutung des World Wide Web zweifellos auch auf dem Feld der Distribution an Bedeutung gewinnen. Urs Engelers roughbooks machen heute schon vor, wohin die Reise geht. Literaturzeitschriften hatten es ohnehin immer schon noch schwerer als Kleinverlage, selbst in „gut sortierten“ literarischen Buchhandlungen sind sie nicht mehr gelitten.

Dieser Blog begreift sich als eigenes Medium und nicht etwa als Werbeauftritt der IDIOME. Es handelt sich auch um keine Internet-Literaturzeitschrift. Wir werden weder die in den IDIOMEN abgedruckten Texte ins Netz stellen noch das Zeitschriftenprojekt durch die Publikation literarischer Primärtexte virtuell verlängern. Zur Printausgabe und dem etwa auf dem Podium des Wiener Literaturhauses gepflegten Diskurs um Neue Prosa, den IDIOME-Prosawerkstätten, soll vielmehr ein eigenständiges Instrument treten. Mal sehen, was da wird.